Zwei Welten in einem Raum im Museum 642 in Pößneck vereint

Wie Sri Lanka und Pößneck zueinander finden, zeigt die neue Sonderausstellung von Ralf Schlegel im Museum642



Museumsleiterin Antonie Lau und Künstler Ralf Schlegel überlegen genau, wie sie die Ausstellungsstücke an Wänden und in Vitrinen am besten in Szene setzen können. Foto: Caroline Reul

Sie sind so schön unkonventionell. Mit den bunten Cupcakes als Aufdruck auf dem Einband könnte es sich um die Schulhefte einer 13-Jährigen handeln. Tatsächlich aber sind es die Skizzenbücher des Malers Ralf Schlegel. In ihnen hat der Künstler eine Vielzahl von Eindrücken festgehalten, die er auf seiner Reise durch Sri Lanka gewonnen hat. Es war die Bekanntschaft mit Barbara Vetter, Reisejournalistin und Organisatorin der Lichtbildarena in Jena, die ihn zu dem Abenteuer hat aufbrechen lassen. Im vergangenen Jahr fand die erste Reise statt, in diesem eine weitere. Eigentlich war es um Fotografie gegangen, ganz ohne Malerei kam der Künstler dann aber doch nicht aus.

Zu viel Inspiration bot der Inselstaat im Indischen Ozean. „Im Land spürt man noch immer die Folgen des Bürgerkrieges und der Tsunami-Katastrophe“, berichtet Ralf Schlegel. Es sei ein einfaches Leben, das die Menschen führten, aber er habe den Eindruck, dennoch ein zufriedenes. Überall sei die Reisegruppe herzlich willkommen gewesen, habe sich über spontane Einladungen freuen können. Die Begegnungen mit den Einheimischen und deren Schicksalen haben ihn besonders beeinflusst. So hat er zwangsläufig malen müssen. Viele der Entwürfe, die oftmals auf der Straße entstanden sind, hat er direkt an die Menschen verschenkt. Was er nach Hause mitgebracht hat, hat er dann teilweise zu Bildern gemacht. Diese sind ab diesem Freitag im Museum642 in Pößneck in der neuen Sonderausstellung „Reiseimpressionen und Augenblicke daheim“ zu sehen. Wie der Name schon vermuten lässt, werden, wenn man so will, die Eindrücke der thüringischen Wahlheimat mit denen aus Sri Lanka gegenübergestellt. Die Stadtansichten in Pastell, die vielen Pößneckern bereits bekannt sein dürften, nehmen neben Bildern und auch Andenken aus der Ferne ebenfalls großen Raum in der Ausstellung ein. Und während es für den Außenstehenden zwei verschiedene Welten sind, die hier aufeinander prallen, sind es für Ralf Schlegel schlicht Lebensabschnitte.

„Es ist eben ein Lebenslauf mit Wendungen“, beschreibt es Museumsleiterin Antonie Lau, die bis zuletzt mit dem Künstler überlegte, wie man die Ausstellungsstücke am besten anordnen könnte. Im Zentrum des Raumes werden sich drei Selbstporträts des Künstlers befinden, von denen aus sich das Leben quasi entwickelt. Von der Reflexion zu seiner Person geht er über zur Reflexion der Umwelt. So waren es zunächst die Impressionen aus Pößneck, die Ralf Schlegel festgehalten hat. Sri Lanka ist ein weiterer Schritt auf dem Lebensweg. Der ist auch noch nicht abgeschlossen, weiß der Künstler. Zwar seien die Aufgaben, die mit dem Entstehen einer Multivisions-Show verbunden waren, beendet, Land und Leute aber haben weder er noch Barbara Vetter schon losgelassen. „Wir müssen wieder hin“, weiß er.

Zur Person

Ralf Schlegel wurde 1971 in Jena geboren. Er erlernte den Beruf des Elektromechanikers, arbeitete später als Schaufensterdekorateur, Grafiker und Lithograph. Eine lange Phase psychischer Krankheit brachte ihn dazu, seine künstlerische Begabung auszuleben. Als seinen Mentor bezeichnet er seinen ehemaligen Schwiegervater, den Geraer Maler Christian Lüttich, der 2011 verstorben ist. Heute lebt und arbeitet Ralf Schlegel in Pößneck. Mit seinen Stadtansichten sieht er sich in der Tradition der Pößnecker Maler Professor Franz Huth und Theo Böttcher.

Ralf Schlegel — Reiseimpressionen und Augenblicke daheim, Sonderausstellung im Museum642 vom 1. September bis 5. November. Eröffnung am 1. September um 18.30 Uhr. Am 17. September, 16 Uhr, wird der Katalog präsentiert und es gibt einen Ausstellungsrundgang mit dem Künstler.

Ralf Schlegel — Reiseimpressionen und Augenblicke daheim, Sonderausstellung im Museum642 vom 1. September bis 5. November. Eröffnung am 1. September um 18.30 Uhr. Am 17. September, 16 Uhr, wird der Katalog präsentiert und es gibt einen Ausstellungsrundgang mit dem Künstler.

Caroline Reul / 29.08.17 / OTZ