Pößnecker stellt Kreide-Arbeiten aus

Ralf Schlegel führt Besucher am Sonntag durch seine Kunst-Sonderausstellung und steht für Fragen zur Verfügung.



Ralf Schlegel und seine „Jüdeweiner Kirche“ im Pößnecker Stadtmuseum. Foto: Marius Koity

Pößneck. Ralf Schlegel malt gegenständlich. Mit manchen seiner Pastellkreide-Arbeiten kommt der eine oder andere einheimische Besucher seiner am 1. September eröffneten Sonderausstellung im Pößnecker Stadtmuseum trotzdem nicht klar. Denn Schlegel sieht die Dinge mitunter anders. So bietet er etwa die „Kloster­gasse“ und die „Jüde­weiner Kirche“ in recht eigenwilligen Linienführungen an. Aber nicht, um Menschen in Pößneck zu ärgern, sondern um sie zu einer Auseinander­setzung mit ihrem Bild der Stadt, ja mit ihren Weltbildern auf­zuforden. Schlegels erfrischende Nachempfindungen sattsam bekannter Orte haben den bestmöglichen gemeinsamen Nenner – sie entziehen sich der flüchtigen Betrachtung. Im Gedächtnis bleiben nicht seine herkömmlich verewigten Stadtansichten, was Schlegel ebenfalls gut kann, sondern etwa sein „Rathaus, Südseite“ in schön schräg.

Ein Schlüssel zu Schlegels Werk scheinen seine vor zwei Jahren gemalten „Stationen“ zu sein – seine Selbstbildnisse mit den Zweittiteln „Angeschlagen“, „Trauer“ und „Hoffnung“. Der Künstler lässt da nicht nur tief in sich hinein blicken, er ­ermutigt den Betrachter auch, sich seine Gebrechlichkeit ­einzugestehen – um aus dem ­Widerstreit Kraft zu schöpfen. Auf diesem Leidensweg fand Ralf Schlegel zur Malerei. In der Ausstellung mit gut zwanzig Motiven sticht nicht zuletzt „Stadtkirche – Kreutzbach-Jehmlich-Orgel“ heraus. Klassisch komponiert, aber atmosphärisch dicht, ist dieses aus Privatbesitz für die Sonderschau gewonnene Werk ein Gleichnis für die Größe, die Macht, ja die Allgegenwart der Musik – man muss sie nur hören wollen.

Ralf Schlegel sollte seinen künstlerischen Weg weiter ­abseits ausgetretener Pfade ­suchen, seine Wahlheimatstadt weiterhin mal euphorisch und mal verzweifelt porträtieren. Der 45-jährige Künstler hat das Zeug, ein Klassiker unter den Pößnecker Malern zu werden.

Über sein Leben und seine Werke, zu welchem auch Ein­drücke aus Sri Lanka gehören, spricht Schlegel am Sonntag im Zuge eines Rundgangs durch die Schau. Interessierten steht er ab 16 Uhr zu Verfügung.

Marius Koity / 15.09.17/ OTZ