Da geht noch was

Ob Fotografie, Malen mit Kreide oder Möbel bauen – der Kahlaer Künstler Ralf Schlegel setzt viele Ideen kreativ um

 

Ralf Schlegel an seinem Arbeitsplatz. Das Bild im Hintergrund zeigt eine Ansicht von Sri Lanka. Kleines Foto: Der Grafiker probiert die Linoleum-Drucktechnik aus.

Sein holzbetontes Atelier – Grafikdesigner Ralf Schlegel, Jahrgang 1971, verlegte es vor fünf Jahren von Pößneck nach Kahla – ist gemütlich und führt Besucher in Versuchung, sich auf dem Sofa niederzulassen, einen Dominostein zu greifen und die Bilder zu betrachten, die der Künstler rundum aufgehängt hat. Besonderer Blickfang: Miniautos auf dem Großformat am Zeichentisch. „Diese Tuk- Tuks benutzen die Einwohner Sri Lankas. Mit acht PS fahren sie gut 50 Kilometer pro Stunde und sind alle zehn Kilometer kaputt“, ergänzt der Maler und Fotograf bei der Erinnerung an seine Reise in dieses Land. Er und seine Kamera haben die halbe Welt gesehen. „In Peru sollte man keine Fotoausrüstung dabeihaben. Die Luft ist so dünn, dass man schnell außer Puste ist“, weiß er zu berichten. Kahla bietet bedeutend mehr Luft und ist ein guter Platz für Schlegels kreative Ader. Er kann mit Kreide ebenso geschickt umgehen wie mit Technik. Mit entsprechender Farbenauswahl verwandelt er düstere Atmosphären binnen Sekunden in eine lebensfrohe Szene, an der man sich kaum sattsehen kann. Sein Fokus liegt auf Architekturmalerei, deren meist stürzende Linien den Blick auf sich ziehen. Der Künstler will sich weiterentwickeln. „Ich bleibe beim Genre, will aber abstrakter arbeiten. In einem Arrangement von Farben und Formen geht es nicht mehr vordergründig darum, das Motiv zu erkennen, sondern die Komposition von Flächen und Formen.“ Inspiration holt er sich vorzugsweise in Kleinstädten. „Licht und Schatten entstehen in Gassen und Winkeln. Außerdem sind kleine Städte nicht so belebt wie große.“ Neben der Malerei experimentiert Ralf Schlegel neuerdings mit Linoleumdruck, der auch bemerkenswerte Motive hervorbringt. Und der Ausgleich zur Kreativität? „Kreativität“, antwortet der Talentierte lachend und zeigt auf eine Holzkommode aus eigener Fertigung. Spätestens jetzt sind Besucher versucht, anerkennend zu pfeifen.

Allgemeiner Anzeiger / Nov. 2021 / Text, Foto: Jana Scheiding