Sri Lanka - Eine Reise

Gemischte Gefühle hat der Pößnecker Ralf Schlegel, als er im Sommer 2016 das erste Mal nach Sri Lanka aufbricht. „Bei meinen bisherigen Reisen wusste ich immer vorher, wo ich die Nacht verbringe. Diesmal war alles offen. Es gab zwar einen Plan, wohin wir reisen wollten. Der Zufall spielte aber eine weitaus größere Rolle.“ Auf seiner Route durch den Inselstaat im Indischen Ozean hatte er charmante und zugleich kompetente Begleitung: die bekannte Jenaer Reisejournalistin Barbara Vetter und deren Töchter Saba (10) und Lola (6). Vetter und ihr Partner Vincent Heiland sind als Berufsglobetrotter unterwegs. Mehrfach reisten sie als solche schon nach Sri Lanka, um das Land auf den Spuren der dort lebenden Elefanten erkundeten. Die dabei entstehenden Fotos bilden die Grundlage für ihre jüngsten Reisevorträge.

Vincent Heiland konnte aus Termingründen seine Familie nicht begleiten. Dafür reiste Schlegel mit dem Damen-Trio in die Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka – mit im Gepäck Stifte, Pastellkreide und Papier. Denn Schlegel ist Künstler, ein allerdings spät berufener. Erst nach privaten und beruflichen Wendepunkten wagt er es, sein künstlerisches Drängen auszuleben. Sein Blick ist frei für Bedrängnisse, denen andere ausgeliefert sind. So auch auf Sri Lanka. Dort zeichnete er Häuser, das Straßenleben, aber vor allem Menschen. „Mich faszinierte vor allem das Unperfekte, das Gewirr, die Leute, denen einigen davon das Schicksal trotz ihrer Offenheit in den Augen geschrieben steht.

Hinter Sri Lanka liegen Tsunami und jahrzehntelanger Bürgerkrieg. Die Einwohner mussten immer wieder mit großen Brüchen in ihrem Leben umgehen. Das spricht mich an.“ Die Porträtierten ließ Schlegels Tun nicht unberührt. Sie öffneten sich. Sobald Schlegel irgendwo stand und zeichnete, zeigten sie ihr Interesse. Das faszinierte auch Barbara Vetter. „Wir haben in den letzten Jahren immer wieder den Mahut Sumanabanda – einen Elefantenflüsterer – getroffen und ihn bei seiner Arbeit begleitet. Trotz der vielen Treffen, blieb da immer eine gewisse Verschlossenheit. Als er nun Ralf beim Zeichnen sah, verlor er seine Befangenheit vollständig.

Interessant wie seine Arbeit auch die unsere beeinflusst hat“, erzählt sie. Die meisten seiner Skizzen hat Ralf Schlegel auf Sri Lanka zurückgelassen, als kleines Gastgeschenk oder zur Erinnerung. Dazu zählt aber nicht das Doppelporträt zweier Mädchen, das ihm besonders am Herzen liegt. „Barbara und Vincent hatten während ihrer letzten Aufenthalte ein Schulprojekt für finanziell und ethisch benachteiligte Kinder und Erwachsene kennengelernt“, erzählt Schlegel. Auch diesmal waren die Deutschen dort zu Besuch. „Zwei Mädchen hielten sich dort den ganzen Tag auf, spielten auch mit Barbaras Kindern. Sie hatten diese Offenheit und Unbekümmertheit wie sie nur Kinder haben. Trotzdem sah ich die Zeichnungen der Vergangenheit und Gegenwart “, beschreibt der Pößnecker ihre Gesichter. In Pastellkreide für die Ewigkeit hat er Sutharharshini und Thamilini festgehalten, ebenso wie seine anderen Reiseeindrücke.

Nancy Droese , Jena 2016